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Thüringer Soziokultur-Projekte gefährdet
Kulturvereine warten noch immer auf Fördermittelbescheide vom Land für ihre soziokulturellen Projekte
Die Ferien haben begonnen, aber viele Kulturvereine wissen noch immer nicht ob und wann sie mit Fördermitteln vom Land für ihre beantragten soziokulturellen Projekte rechnen können und ob sie die Projekte überhaupt noch umsetzen können. Das zuständige Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur gibt sich bedeckt. Man könne noch nicht sagen, wann mit den Fördermittelbescheiden zu rechnen sei, heißt es.
Freier Kulturbereich finanziert sich über Projektförderungen
Für die Vereine ist die Situation kompliziert: Einerseits schmilzt die verbleibende Zeit für die Umsetzung der Projekte mit jeder Woche. Schon jetzt ist es für viele Vereine äußerst schwierig, die geplanten Projektaktivitäten nach hinten zu verlegen oder in einem kürzeren Zeitraum zu realisieren. Im schlechtesten Fall müssen die Projekte ausfallen. Dabei sind diese gerade im ländlichen Raum häufig die einzigen partizipativen Kulturangebote. Zum anderen haben einige Vereine für ihre Projekte bereits Bundesmittel bewilligt bekommen. Diese sind aber an eine Landesförderung gebunden und können ohne sie nicht abgerufen werden.
„Die meist ehrenamtlich arbeitenden Vereine stehen auf Abruf und wissen nicht, ob eingeplante Künstler oder Honorarkräfte im Herbst noch verfügbar sind“, sagt Bettina Rößger, Geschäftsführerin der LAG Soziokultur Thüringen. „Es herrscht eine große Verunsicherung, denn die Vereine im freien Kulturbereich finanzieren sich oft über diese Projektförderungen.“ Von der Unsicherheit betroffen sind soziokulturelle Einrichtungen, wie etwa das Kulturkollektiv Goetheschule in Lauscha, das Gaswerk Weimar, der Kunsthof Niederarnsdorf oder das Maßstabwerk in Schweina. Auch Vereine in anderen Bereichen der freien Kulturarbeit sind betroffen.
Modellprojekt „Strukturförderung Soziokultur“ gekürzt
Auch die LAG Soziokultur hat für ihr Modellvorhaben „Strukturförderung Soziokultur 2023-2025“ noch keinen Bewilligungsbescheid vorliegen. Mit dem Modellprojekt sollten sechs soziokulturelle Einrichtungen über einen Zeitraum von drei Jahren jährlich bis zu 30.000 Euro für Vorhaben der Organisationsentwicklung erhalten, um Herausforderungen wie den Generationswechsel, Profilentwicklung oder die Ehrenamtskoordinierung zu meistern.
Statt der beantragten 150.000 Euro sind der LAG vom Land für das laufende Jahr insgesamt nur noch 50.000 Euro zur Weiterleitung in Aussicht gestellt worden. Mit dieser Summe und der bisher mehrmonatigen Zwangspause können die Maßnahmen nur noch notdürftig abgeschlossen werden. Auch die geplante Schlussevaluation ist so nicht mehr finanzier- und umsetzbar.
„Die Situation für Projekte in der freien Kulturarbeit in Thüringen ist sehr unbefriedigend, zumal der Landeshaushalt bereits Anfang April beschlossen wurde. Es braucht jetzt eine schnelle Bewilligung der Projektförderungen, um die Realisierung der Projekte und damit auch die strukturelle Sicherheit der Einrichtungen nicht zu gefährden“, sagt Bettina Rößger. Im Hinblick auf die anstehenden Verhandlungen zum Doppelhaushalt 2026/2027 dürfe es keine weiteren Kürzungen in der Projektförderung geben, so die LAG-Geschäftsführerin.