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Relevanzmonitor 2025: Kultur als essenzielle Kraft in Krisenzeiten
Kultur ist als demokratiefördernde Kraft eine der wichtigsten gesellschaftlichen Konstanten in Krisenzeiten. Besonders unter jungen Menschen wächst die Erwartung, dass kulturelle Einrichtungen eine aktivere Rolle in gesellschaftlichen Debatten übernehmen und niedrigschwellige, partizipative Formate anbieten. Das zeigt der neue Relevanzmonitor Kultur 2025 der Liz Mohn Stiftung.
Bereits zum zweiten Mal nach 2023 hat die Stiftung mit dem Relevanzmonitor Daten zur gesellschaftlichen Akzeptanz und Nutzung von Kulturangeboten in Deutschland erhoben. In diesem Jahr wurde erstmals das Zusammenspiel von Kultur und Demokratie beleuchtet.
Die Studie zeigt, dass mit 87 % die Mehrheit der Bevölkerung Kultur als verbindendes Element in einer sich immer schneller verändernden Gesellschaft sieht. Besonders unter jungen Menschen wächst die Erwartung, dass kulturelle Einrichtungen eine aktivere Rolle in gesellschaftlichen Debatten übernehmen.
Trotz multipler Krisen bleibt der Rückhalt für staatliche Kulturförderung hoch. Etwa zwei Drittel der Befragten sehen Kultur als ebenso förderungswürdig an wie andere öffentliche Bereiche. Die Ergebnisse der repräsentativen Studie in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut forsa unterstreichen: Ein vielfältiges Kulturangebot ist essenziell, um den gesellschaftlichen Dialog zu stärken.
Kultur als verbindendes Element in diverser Gesellschaft
Mit 90 Prozent betrachtet auch eine große Mehrheit der Bevölkerung Kultur als verbindendes Element in einer diversen Gesellschaft. Sie ermöglicht wertvolle Gemeinschaftserlebnisse und regt sowohl zu eigenständiger Meinungsbildung als auch zu kritischem Denken an.
Neun von zehn Befragten an, dass Kultur Menschen über soziale und politische Grenzen hinweg verbindet. Zudem sieht eine große Mehrheit der Bevölkerung Kultur als eine der wichtigsten gesellschaftlichen Konstanten in Krisenzeiten, sei es angesichts wirtschaftlicher Unsicherheiten, wachsender gesellschaftlicher Polarisierung oder geopolitischer Spannungen.
Neben ihrer gesellschaftlichen Relevanz spielt Kultur auch für die Attraktivität eines Wohnortes eine entscheidende Rolle: sechs von zehn Befragten sehen ein vielfältiges Kulturangebot als einen zentralen Faktor für Lebensqualität. In Großstädten und in ländlicheren Gebieten wird das Angebot sehr unterschiedlich wahrgenommen.
Junge Menschen wünschen sich mehr partizipative Kulturformate
Zwei Drittel der Befragten sagen, dass Kultur ihnen Einblicke in gesellschaftliche Fragen gibt, die in den klassischen Nachrichten nicht vorkommen. Besonders junge Erwachsene unter 30 schätzen Kultur als Inspirationsquelle und kreativen Reflexionsraum, der neue Sichtweisen eröffnet. Sie wünschen sich niedrigschwellige, experimentelle Formate, die ihre Lebensrealität stärker einbeziehen.
Gleichzeitig bedarf es eines leichteren Zugangs zu Informationen hinsichtlich interessanten Kulturangeboten für junge Menschen. Sie fordern verstärkt, dass Kulturinstitutionen gesellschaftliche Debatten aufgreifen und aktiv mitgestalten.
Stadt-Land-Gefälle bleibt Herausforderung
Während Menschen in Großstädten in der Regel von einem breiten Kulturangebot profitieren, bleibt der Zugang in ländlichen Regionen deutlich eingeschränkter. In urbanen Zentren bewerten fast neun von zehn Menschen ihr Kulturangebot als gut, in kleineren Gemeinden hingegen mit fünf von zehn nur gut die Hälfte. Diese Ungleichheit zeigt sich auch in der tatsächlichen Nutzung kultureller Angebote: Der Besuch von Theatern, Konzerten oder anderen Veranstaltungen ist in städtischen Gebieten auch dadurch wesentlich höher als auf dem Land.
Handlungsempfehlungen zur Stärkung der Kultur als gesellschaftlicher Faktor
Um Kultur in Deutschland weiter als demokratiefördernde Kraft zu stärken und ihre gesellschaftliche Relevanz langfristig zu sichern, sollten laut der Studie folgende Maßnahmen priorisiert werden:
- Zugang zu Kultur verbessern: Politik und Träger von Kulturinstitutionen sollten niedrigschwellige Angebote und Formate schaffen, die insbesondere junge Menschen und einkommensschwache Gruppen stärker einbeziehen. Gleichzeitig braucht es einen besseren und zielgruppengerechten Zugang zu Informationen über Kulturangebote.
- Kultur als "Demokratie-Labor" nutzen: Kulturinstitutionen könnten noch stärker als Orte der gesellschaftlichen Auseinandersetzung und Wertevermittlung gefördert und bestehende Strukturen erhalten und weiterentwickelt werden.
- Kulturelle Bildung ausbauen: Es empfiehlt sich, Kultur wieder verstärkt als Bestandteil der schulischen und universitären Bildung zu integrieren, um frühzeitig die Bedeutung kultureller Teilhabe zu vermitteln.
- Attraktivere Kulturformate entwickeln: Geförderte Kulturinstitutionen sollten partizipative, alltagsnahe Veranstaltungen und Programme etablieren, die die Lebensrealität der jungen Generation besser widerspiegeln und ihnen so einen leichteren Zugang zu den Angeboten bieten.
- Stadt-Land-Gefälle reduzieren: Kulturangebote in ländlichen Regionen müssen gezielt ausgebaut werden, z.B. durch mobile Kulturformate oder neue Kooperationsformen. Bekenntnis zur Kulturförderung: Eine parteiübergreifende Förderung der Kultur ist essenziell für eine langfristige Sicherung der Vielfalt an kulturellen Angeboten und Strukturen. Politische Entscheidungsträger*innen sollten über Legislaturperioden hinweg eine verlässliche und stabile Unterstützung der Kultur gewährleisten, da sie eine zentrale Säule des gesellschaftlichen Zusammenhalts darstellt.