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Boxkämpfe & Boxenstopps: Unser (sozio-)kulturpolitisches Fazit 2023 

Ein anstrengendes, von Unsicherheiten, aber auch von Erfolgen geprägtes Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Wir werfen einen (sozio-)kulturpolitischen Blick zurück – und nach vorn.

Kulturpolitisch war in diesem Jahr für uns die Auflösung des Landesförderprogramms für Kulturelle Leitungskräfte und Fachkräfte im jugendkulturellen Bereich, dem sog. Projektmanagerprogramm, zentral. Aus dem Programm wurden seit 25 Jahren über 30 Personalstellen von bedeutenden Kultureinrichtungen in freier Trägerschaft sowie von kulturellen Landesverbänden finanziert. Die Thüringer Staatskanzlei legte im Frühjahr einen Vorschlag zur längst überfälligen Umstrukturierung des Programms vor, den wir in einer Arbeitsgruppe im Kulturrat Thüringen diskutierten und dort unsere Vorstellungen einbrachten. Während die Landesverbände ab 2024 nun institutionalisiert werden, erhalten die bisher geförderten Einrichtungen eine dreijährige modellhafte Projektförderung inklusive Personalförderung. Das ist zu begrüßen und schafft für beide Planungssicherheit und verringert den Verwaltungsaufwand.

Allerdings ist die Umstrukturierung derzeit nicht mit einer Anpassung der Vergütung der Stellen verbunden. Zwar ist eine Erhöhung geplant, aber aufgrund der Haushaltssituation derzeit nicht umgesetzt. Eine angemessene Bezahlung in Anlehnung an den TVöD ist notwendig, um einerseits gestiegene Lebenshaltungskosten und Altersarmut abzufedern; und andererseits, um die Attraktivität der Stellen zu erhöhen, sodass qualifiziertes Personal gehalten und zukünftig gewonnen werden kann. Ebenso muss die Möglichkeit geschaffen werden, dass bisher unberücksichtigte Kultureinrichtungen die dreijährige Förderung beantragen können. Wir werden uns als Verband weiterhin für beide Punkte einsetzen.

Strukturförderung erfolgreich gestartet

Die Situation unserer Mitglieder ist weiterhin größtenteils als prekär zu bezeichnen von den Spätfolgen der Corona-Pandemie geprägt. Die Wiedergewinnung von ehrenamtlich Engagierten, die Bewältigung des Generationenwechsels, die eigene Profilschärfung sowie die Stabilisierung der eigenen Finanzierungsstruktur stellen dabei derzeit die größten Herausforderungen dar.

Deshalb freuen wir uns, dass wir im Juni unser Modellprojekt Strukturförderung Soziokultur 2023-2025 aus Mitteln der Thüringer Staatskanzlei starten konnten. So war es möglich, in diesem Jahr sechs soziokulturelle Einrichtungen genau in dieser strukturellen und strategischen Entwicklung mit bis zu 15.000 Euro zu fördern. Im nächsten Jahr soll die Förderung für die Einrichtungen mit einem erhöhten Etat fortgesetzt werden. Ein nahtloser Übergang ist Dank der Thüringer Staatskanzlei bereits erreicht: Für Januar und Februar 2024 stehen die Mittel dafür bereit. Wir hoffen, dass mit dem neuen Haushalt die Fortführung des Modellprojekts auch darüber hinaus gesichert ist. Unser mittelfristiges Ziel ist, dass auch in Thüringen dieses längst überfällige Förderinstrument neben der Projektförderung dauerhaft etabliert werden kann.

Auch unser Förderfonds FEUERWEHRTOPF war 2023 stark nachgefragt. Wir konnten 18 Thüringer Vereine und Initiativen (mehrheitlich aus kleineren Thüringer Städten oder dem ländlichen Raum) in ihrer soziokulturellen Arbeit mit insgesamt 55.000 Euro aus Mitteln der Thüringer Staatskanzlei unterstützen. Gefördert wurden acht soziokulturelle Projekte und Veranstaltungen, acht Investitionen sowie zwei Notfälle. Damit ist der Förderfonds auch in diesem Jahr vollständig ausgeschöpft, was den Bedarf an dieser flexiblen und kurzfristig umsetzbaren Förderung deutlich macht.

Darüber hinaus konnten im vergangenen Jahr im Rahmen unseres Weiterbildungsverbunds KULTUR LAND BILDEN gemeinsam mit dem Thüringer Theaterverband und der LAG Spiel und Theater in Thüringen knapp 170 Kulturmacher*innen in 16 Seminaren ihre Kenntnisse und Methoden in der freien Kulturarbeit erweitern.

Schließlich haben wir in diesem Jahr unser 30-jähriges Bestehen gefeiert. Bei unserer Jubiläumsveranstaltung "Wir boxen uns durch!" sind wir im August in Jena in den Ring gestiegen und haben die Bedarfe des freien Kulturbereichs deutlich gemacht. Und mit der Aktion "30 Fundstücke" haben wir schöne, geschichtsträchtige und kuriose Geschichten aus 30 Jahren Soziokultur in Thüringen zutage gefördert.

Ausblick 2024

Neben der kontinuierlichen Kulturberatung hat sich die LAG auch in Gremien und Netzwerke auf Landesebene sowie im Vorstand des Bundesverbands Soziokultur auf Bundesebene in die kulturpolitische Diskussion eingebracht. Hier werden in den nächsten Monaten, neben der weiteren Implementierung von Nachhaltigkeit und Digitalisierung in die Soziokultur, auch Aktivitäten zur Vereinfachung des Zuwendungsrechts, zur fairen Bezahlung und zum Umgang mit den zu erwartenden schwierigen politischen Verhältnissen im Fokus stehen.

Denn Veränderungen in der Landesförderstruktur für die freie Kulturarbeit stehen an und die Landtags-, Kommunal- und Europawahlen in Thüringen werfen ihre diffusen Schatten voraus. Im Januar werden wir gemeinsam mit unseren Mitgliedern unsere kulturpolitischen Aktivitäten und Forderungen für das Wahljahr konkretisieren. Es steht viel auf dem Spiel im kommenden Jahr, nicht nur für die (Sozio-)Kultur!

Wir wünschen frohe Feiertage, Zeit zum Kraft tanken und einen guten Start ins neue Jahr!

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